Das Non Stop Kino zählt zu den von Carl Witzmann, der vor allem durch seine Neugestaltung des Theaters in der Josefstadt 1924 bis heute bekannt ist, gestalteten Wiener Kinos. Es gelangte vor allem nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu wienweiter Popularität, da man hier von 8 Uhr früh an um nur 50 Groschen einige Stunden im warmen Kinosaal sitzen konnte. "Wer hat morgens um acht Uhr Zeit, um ins Kino zu gehen", fragte 1946 die Zeitschrift Funk und Film, um diese Frage umgehend selbst zu beantworten: "Vor allem Kinder, die ganz erfroren hierher kommen. Sind oft Fünjährige dabei; den Kleinen machen die Trickfilme besonderen Spaß." - In den folgenden Jahren schlossen sich auch andere Kinos in Wien dieser Form der Dauerbespielung an: etwa das Arkaden Kino, das ab neun Uhr morgens Wochenschau- und Kurzfilme zeigte und ab drei Uhr Kinder- und Jugendprogramme zeigte, oder das Maria Theresien Kino, das Kruger Kino und das Kärntner Kino. So erinnete sich auch "eine Wienerin, dass sie sich gerne an die Kindervorstellungen erinnere, die kostenlos besucht werden konnten. Abends sei das Kino bereits 'bacherlwarm' gewesen." (1) Ähnlich erinnert sich auch ein weiterer, 1952 in Wien-Fünfhaus geborener Zeitzeuge an seine Kindertage im Non-Stop-Kino, wo vor allem die FOX tönende Wochenschau mit den nachfolgenden Kurz- und Zeichentrickfilmen in Erinnerung blieb, die bei den Kindern auch den Scherznamen "Fox stöhende Knochenschau" hatte. (2)
1972 wurde mit einer "Parade" das Residenz Kino an dieser Stelle eröffnet, doch auch dieses ist längst "Geschichte" und machte knapp 30 Jahre nach seiner Eröffnung dem neuen Wiener Theaterhaus für junges Publikum Platz, das 2004 an der Stelle des ehemaligen Kinos eröffnete: Das Dschungel Wien ist ein offenes Zentrum für Kinder, Familien, Jugendliche und junge Erwachsene, eine Drehscheibe für Kunst und Kultur für junges Publikum. Das Programm beinhaltet das gesamte Spektrum der verschiedenen Kunstformen: Vom Schauspiel über Erzähltheater, Puppen- Objekt- und Figurentheater bis hin zu Tanz, Tanztheater und interdisziplinären Formen. Unser Spielplan umfasst Uraufführungen Wiener Theatergruppen, Gastspiele renommierter Bundesländertheater, ausgewählte internationale Gastspiele sowie Festivals, Workshops, Seminare, Ateliers und Dialogveranstaltungen runden das breite Angebot ab.
Seit 2017 leitet die Schweizer Jugendtheatermacherin Corinne Eckenstein das Dschungel Wien und ist damit die erste Nachfolgerin von Gründungsintendanten Stephan Rabl.


Quellen & Links:
(1) Grafl 1993, S. 139.
(2) Heinz Schostal: Das alte Non-Stop-Kino mit der "stöhnenden Knochenschau". In: Wiener Zeitung, 19./20.5.2018, S. 12 (!00 Jahre Republik - Das Tagebuch).
Foto aus: Österreichische Kunst, 8. Jg., Heft 10, Wien 1937, S. 23.

www.dschungelwien.at

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