© KinTheTop/Angela Heide
zuletzt aktualisiert: 17.10.2021
Zitierweise: www.kinthetop.at/forschung/kinthetop_10_FavoritenerColosseum.html, zuletzt eingesehen [Tag.Monat.Jahr]

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Das Favoritener Colosseum befand sich in den Räumen des „Zirkus Favoriten“ – auch „Zirkusarena“ und „Zeltzirkus Gloss“. Gründer und Lizenzinhaber (Konzessionär) der ersten zehn Jahre war der Wiener Zirkusdirektor Fritz Gloss, ab 1929 wird als Direktor Robert Rainer in den Akten des Wiener Magistrats genannt. 1929 übernahm Hugo Pick als neue Inhaber die Direktion und wohl auch die Konzession für den Betrieb. Pick konzentrierte sich in der Folge auf Theatervorstellungen, was vorerst abgelehnt wurde, etwa bei einem geplanten Gastspiel des „Löwinger Bauern Theaterensembles (Schwank: Liebe in den Bergen)“, da die Konzession sich ausschließlich auf die Veranstaltung von Varietés bezog „[…] und durch die Veranstaltung von Theatervorstellungen durch längere Zeit der Charakter des Unternehmens als Varieté verändert würde“. Jedoch schon Ende des Jahres finden sich vermehrt Theatervorstellungen, u. a. die Bauernkomödie Der Hausdrachen, Steirerherzen und Ausgsteckt is von Max Leo Deutsch und Hans Spirk (Musik: Heinrich Strecker), wobei in allen Bescheiden der Hinweis zu finden ist, dass diese Abende durch Varietéeinlagen zu ergänzen waren, um so den Charakter der Varietébühne zu erhalten. So gastierten im Dezember 1929 u. a. der Illustionist Herbert, das Tanzduo Dolly Sisters, die Harmonika-Virtuosen Hochholzer & Cepp und die Sängerin Ria Stürmer, und es gab eine Tanz-Szene mit dem Titel 8 Silbersterne. 1930 gastierte die Löwinger Bühne mit dem Volksstück Kaiser Josef.

Im September 1930 kam es bereits zu Konflikten mit Pick, die dazu führten, dass man ihm wegen Mangels an Verlässlichkeit keine Konzessionsverlängerung erteilen wollte. Schließlich wurde im September 1930 die Konzession tatsächlich an Robert Rainer recte Franz Mock (10,, Antonsplatz 13) verliehen und das Theater im Konzessionsschreiben von 17. Sepember 1930 als „Theater des Ostens“ bezeichnet.

In einem Umbauplan aus dem Jahr 1931, auf dem immer noch Fritz Gloss als Bauherr genannt wird, findet sich eine erhöhte Fassungszahl von 1022 Personen. Zudem wurden in diesen Monaten ein Schuppen sowie weitere Toiletten für das Favoritener Unterhaltungsetablissement erbaut, als Konzessionär trat in diesem Jahr weiterhin Robert Rainer auf. Wie aus einem Schreiben an Rainer-Mock von 4. April 1931 hervorgeht, wurden zu diesem Zeitpunkt oft zeitlich zu nahe liegende Abend- und Nachtvorstellungen angeboten, wobei sich die Letzteren oft bis 2 Uhr nachts zogen.

Bereits am 21. August 1931 hieß der neue Konzessionär Arpad Stein (6., Schmalzhofgasse 22), neue Geschäftsführer wurde „Georg August Kanitz (Theatername Gustav Tellheim)“ (6., Stumpergasse 9/5); doch schon im Mai 1932 gab Stein das Unternehmen wieder auf – und vermutlich an Pick zurück: Im September 1932 findet sich der einstige Leiter des Etablissements in den Schreiben des Wiener Magistrats wieder, im Oktober dieses Jahres findet man auch den Namen Dr. Walter Cornelius (9., Langackergasse 7a) in den Akten des Betriebs, in einem Schreiben von 20. Dezember 1932 war erneut Hugo Pick als Konzessionär ausgewiesen.
Entweder noch gegen Jahresende, spätestens aber im Folgejahr übernahm die Löwinger Bühne das Favoritner Colosseum mit seinen 1.200 Plätzen, das sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges führte.
Noch 1937 finden sich in den Akten des Wiener Stadt- und Landesarchivs schwere Angriffe gegen Direktor Pick durch einen privaten Anzeigen-Erstatter.

1945 fiel das Theater in den letzten Kriegstagen einem Brand zum Opfer.

Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A 8
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/979229-Belebte-Vorstadt.html
https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Strecker_Heinrich.xml
https://austria- forum.org/af/Heimatlexikon/L%C3%B6winger_B%C3%BChne

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