© KinTheTop/Angela Heide
zuletzt aktualisiert: 17.10.2021
Zitierweise: www.kinthetop.at/forschung/kinthetop_11_SimmeringerLichtbildbühne.html, zuletzt eingesehen [Tag.Monat.Jahr]

< zurück

Gründer und erster Lizenzinhaber war Franz Schindelka, der das Kino ab 10. November 1911 führte. Das Kino war an seinem ersten Standort mit rund 300 Plätzen angegeben.

1924 reichte Schindelka um Verlegung des Kinos „in den Hof des ihm gehörenden Hauses 11., Hauptstraße 105“ und Vergrößerung von 311 auf 700 Plätze ein. Das Gebäude war zuvor eines von vielen Wiener „Einkehrgasthäusern“ gewesen und bot dementsprechend viel Platz an, was das Kino zu einem der größten des Bezirks machen sollte.

Doch der Antrag stieß auf scharfe Kritik bei den anderen Kinobetreibern des Bezirks, die eine zu harte Konkurrenz des neuen Kinos am beliebten Standort befürchteten. So hielt etwa Hans Lindner, der damalige Leiter des Volks-Kinos in der Hauffgasse 26, gegenüber dem Bund der österreichischen Lichtspieltheater fest,
„[…] dass mein Kino jetzt zwischen drei Kinos in nächster Nähe entfernt ist, und zwar das Theresien-Kino, Zentral-Kino und Lichtbildbühne. Und wenn die Transferierung zustande kommen sollte, so wäre es für mein Geschäft ein Ruin – das es dann noch näher von mir entfernt wäre, indem ich ohnehin in einer toten Seitengasse, Hauffgasse Nr. 26, bin. Indem das Simmeringer Zentral-Kino, Hauptstraße 85, mit 400 Sitzplätzen wegen schlechten Geschäftsganges sperren musste und die Lichtbildbühne auf Hauptstraße 109 [!] kommen möchte, so wären wir ja beide ruiniert. Ich bitte daher vielmals um Berücksichtigung meines Geschäftes.“

Schindelka selbst betonte den Bedarf des Bezirkes nach einem größeren Kino zu mäßigen Preisen, da der Standort weit weg von der Inneren Stadt läge und im Bezirk eine lebhafte Bautätigkeit seitens der Gemeinde bestünde. Die Verhandlungen um den neuen Kinostandort zogen sich über mehrere Monate, sodass Schindelka bis zum Inkrafttreten des neuen Wiener Kinogesetzes 1926 am alten Standort blieb, 1926 jedoch den Bescheid erhielt, sein Bauvorhaben zu realisieren, jedoch mit einem wesentlich geringeren Sitzplatzvolumen von 567 Plätzen. Im März 1927 wurde ihm die Kinokonzession für das Kino am neuen Standort bis vorerst Juni 1927 verliehen und in der Folge weiterverlängert. 1930 baute Schindelka auch in seinem neuen Kino eine Tonfilmanlage ein und bestellte im November des Jahres Friederike Schindelka als Geschäftsführerin des Betriebs.

Ab 1932 hatte Lichtbildbühne Kontakt zur Nationalsozialistischen Filmstelle, Gau Wien. Diese erhielt die Konzession für eine eigene Veranstaltung in Schindelkas Kino, gezeigt wurde dabei der Film Fort Donaumont oder Die Hölle im Westen. 1933 wurde im Foyer des Kinos der Geldspielautomat „Liliput“ aufgestellt.

Franz Schindelka starb am 2. August 1933, seine Frau war bereits zwei Jahre zuvor gestorben.

Im Zuge eines Gerichtsverfahrens, bei dem die Erben um die Enthebung des eingesetzten Vormund der minderjährigen Töchter (Gertrude und Friederike) des Paares ansuchten, reichte vorerst Schindelkas erwachsener Sohn Heribert (Jg. 1909), der bereits mehrere Jahre im Betrieb tätig gewesen war, um die Konzession ein, zog jedoch aufgrund eines Streites mit den Schwestern kurz darauf sein Ansuchen wieder zurück. Schließlich wurde doch der Vormund, Otto Josef Aulehla (Jg. 1901) Konzessionär des Kinos. Aulehla war der Schwager Schindelkas und fand im damaligen Bezirksvorsteher Franz Fischer einen wesentlichen Unterstützer seines Ansuchens – wiewohl sich die Interessenvertretungen gegen seine Bestellung aussprachen.

Schindelka (jun.) wurde aus dem Betrieb verwiesen und seine Beteilung an der Geschäftsführung untersagt. Der Grund für diesen Schritt war, wie aus den weiteren Unterlagen hervorgeht, das Verhalten Heribert Schindelkas bereits zu Lebzeiten des Vaters. Wie eine Testamentsabschrift belegt, war Heribert Schindelka kurz vor dessen Ableben von seinem Vater „vollständig enterbt worden“. Die Gründe dafür lagen tief in einem innerfamiliären Konflikt, auf den Franz Schindelka deutlich in seinem Testament einging. Aulehla führte das „schlecht gehende Kino“, wie er selbst 1934 festhielt, auch in den kommenden Jahren, bat jedoch, die Konzession nicht auf die Verlassenschaft auszustellen, „da die Stempelgebühren für dieses schlecht gehende Kino schwer zu tragen sind.“ 1937 übernahm die ältere der beiden Töchter, Gertrude Ackermann, die Geschäftsführung des Betriebes, den sie auch während des Krieges, nun gemeinsam mit ihrer Schwester, inne hatte.

Während der NS-Zeit wurde das Kino so zu gleichen Teilen von den beiden Schwestern Friederika Schindelka (Jg. 1919) und Gertrude Ackermann, beide in der Nachfolge des ebenfalls verstorbenen Otto Aulehla, zu je 50 Prozent geführt. Die Spielbewilligung der Reichsfilmkammer lief auf Ackermann und Schindelka (jun.) gemeinsam, Schindelka lebte jedoch ab 1941 in München.

Da Friederike Schindelka bereits ab Mai 1938 Mitglied der NSDAP war, ersuchte Dr. Alfred Migsch nach Kriegsende um die Übergabe des Betriebes in die öffentliche Verwaltung. Gegen diesen Schritt legte jedoch Ackermann ihrerseits im Oktober 1945 Berufung ein. Ackermann verwies darauf, dass das Kino wie auch das Gebäude selbst in Besitz der Familie standen und dass sie nie Mitglied der NSDAP gewesen war. Ihre Schwester sei zwar Mitglied der NSDAP gewesen, „ohne jedoch in der Partei eine Tätigkeit ausgeübt zu haben. […] Sie fällt demnach nicht unter den Personenkreis des § 16 des Verbotsgesetzes.“ Das Unternehmen wurde in der Folge nicht unter öffentliche Verwaltung gestellt.

Noch 1948 hielt Dr. Alfred Migsch auf eine diesbezügliche Anfrage fest:
„Ich wurde wohl seinerzeit zum öffentlichen Verwalter dieses Unternehmens bestellt, doch ist es zu einer Übergabe in meine Verwaltung nie gekommen, da das Unternehmen zu 50 % im Eigentum einer unbelasteten Teilhaberin und die restlichen 50 % einer minderbelasteten Nationalsozialistin gehören.“

Das Kino blieb so in Besitz der Familie Schindelka.

Der eingeschossige Kinobau des ersten Standortes ist noch heute erhalten, und auch der zweite, größere Kinobau war eingeschossig und befand sich stadtauswärts direkt nach der Einfahrt zur Firma Mautner Markhof.
Nach der Schließung des Kinos, erzählte mir ein Zeitzeuge bei einer Führung durch den Bezirk, wurden die Räume vorerst „zu einer Art Teppichland und später zum Diskontsupermarkt“. Aktuelle (2021) findet man eine Filiale der Supermarkt-Billigkette „Penny“ hier.

Fassungsraum
um 300 (alter Standort bis 1926)
um 600 (neuer Standort ab 1927)
582 (1945)

< zurück