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![]() ![]() ![]() ![]() Elektro Theater „American Bioscope“ (1906-1911) - Zentraltheater für Kinematographie (1911-) – Zentral Theater Kino (-30.12.1966) -Filiale der Bank Austria Creditanstalt (1993) - Flohmarkt (2007–) Johann-Nepomuk-Berger-Platz 6, 1160 Wien Fassungsraum: 393 Im November 1906 eröffnete der Prater-Schausteller Leopold Klein (Praterbude 161), der Ehemann der Prater-Schaustellerin und Kinopionierin Therese Klein (Praterbude 40), in der Ottakringer Straße 79 das kleine „Elektro Theater American Bioscope“. Als Klein nur wenige Monate später, im Februar 1907, verstarb, verkaufte seine Witwe sowohl die Praterbude wie das Kino, das von Johann und Sophia (tlw. auch: Helene) Néhez neu eröffnet wurde. Knapp vier Jahre später, im Jahr 1911, zog das Ehepaar an den nahe gelegenen Johann-Nepomuk-Berger-Platz im Zentrum von Ottakring weiter und verkaufte das alte Kino an Johann Néhez Kollegen Stephan Perlmann. Das neu errichtete Kino (mit gleichbleibender Kinolizenz) nannten die Kinoleiter selbstbewusst „Zentral Theater“. 1914 fasste das Kino, das einen länglichen Saal, aufwies, für 600 Personen. 1918 hatte das Kino einen Fassungsraum für 583 Personen, 1922 wurde es erneut erweitert für 606 Personen. Johann Néhez gehörte zu den Wiener Kinobetreiber der ersten Stunde, seine Frau, Sophia Nehez, war die erste Frau, die 1908 die Zulassungsprüfung als Filmvorführerin in Wien bestand. Das Ehepaar leitete phasenweise nicht weniger als sieben Wiener Kinos, das 1911 eröffnete „Zentral Theater“ wurde schließlich zu ihrem Lebensmittelpunkt. Es befand sich im Erdgeschoß eines vierstöckigen Gründerzeitbaus und bestach durch seine Fassade wie den gediegenen theaterähnlichen Innenraum – „exemplarisch für das damals erstarkte Selbstbewusstsein einer im Aufbruch befindlichen Branche“, wie Florian Pauer in seinem Rundgang durch die verschwundene Ottakringer Kinowelt 1993 festhielt (vgl. Grafl 1993, S. 175). 1931 wurde der Tonfilm eingeführt, und es erfolgte ein Umbau mit einer Vergrößerung des Platzangebots für 652 Personen. 1934 bot das Kino erneut Platz für 600 Personen. Aus Geschäftsgründen war das Kino im Sommer geschlossen. Der Betrieb wurde in Form einer O.H.G. geführt. Johann Nehez hatte dabei 50 Prozent Besitzanteil, seine Frau Sophie ebenfalls 50 Prozent. Sowohl Johann wie auch Sophie Nehez war bereits vor 1938 Mitglieder der NSDAP (je nach Unterlagen waren sie dies bereits vor 1938 als „illegale“ bzw. erst als „Anwärter“ ab 1. Mai 1938) und führten ihre Kino mit einer Spielbewilligung der Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, bis 1945. 1945 verkauften sie laut einem Verkaufsprotokoll von 1. April 1945 den halben Anteil ihres Betriebes an Stefan und Josefine Perlman(n), die beide keine Mitglieder des NSDAP waren. Das Kino wurde am 3. Mai 1945 wiedereröffnet und am 19. September 1945 unter öffentliche Verwaltung von Dr. Alfred Migsch gestellt; Geschäftsführer war ab diesem Zeitpunkt Rudolf Anton, der das Kino schon ab dessen Wiedereröffnung als vorläufiger provisorischer Verwalter geführt hatte. 1947 wurde die öffentliche Verwaltung aufgehoben. Als Begründung wurde § 17 des neuen Verbotsgesetzes dieses Jahres angeführt, nachdem Johann Nehez, der zu diesem Zeitpunkt bereits 73 Jahre alt war, von der „Sühnepflicht ausgenommen“ wurde. Nehez wurde, obwohl ehemaliger illegale Nationalsozialist, erneut mit der Leitung des Kinos beauftragt. Aus einem Schreiben von Alfred Migsch von 27. Oktober 1947 geht hervor, dass das Kino ab 1. Juli 1947 von der KIBA als Konzessionärin geführt wurde. 1966 wurde das Kino geschlossen. 1993 befand sich hier eine Filiale der Bank Austria. Ab 2007 war das ehemalige Kino ein Flohmarkt. Fassungsraum: 600 (1914) 583 (1918) 606 (1922) 652 (1931) 600 (1934) Quellen: M.Abt. 119 A 27/8 – K112-K126, K114: Zentral Kino Fotos: Angela Heide/artminutes, 2007 |