Das Theater befand sich Heim der Jüdischen Kulturstelle, die 1935 vom 2. (Aspernbrücke 2, ab 1933) in den 1. Bezirk umgesiedelt war. Ziel war, so Emil Huttrer von der Kulturstelle in der Zeitschrift Garbe: "Um nun solche Werke, die im Spielplan der bestehenden Bühnen nicht erscheinen können, an deren Aufführung aber künstlerischen ebenso wie jüdisches Interesse besteht, der Öffentlichkeit in würdigen, wenn auch einfachen Rahmen darzubieten, wurde das Jüdische Kulturtheater gegründet." (1)

"Die Jüdische Kulturstelle organisierte für ihre Mitgieder Kunstführungen, Atelierbesuche und Reisen. Sie vermittelte verbilligte Theaterkarten und verkaufte Karten für Vorträge, die von anderen jüdischen Institutionen veranstaltet wurden (z. B. von Josef Kastein, Die Wirklichkeit Palästinas). Seit 1935 beherbergte die Kunststelle [!] das Jüdische Kulturtheater, das 'eine eigene Bühne mit jüdischem Repertoire, jedoch in deutscher Sprache' sein wollte, 'eine Stätte reiner Kunst und jüdischen Geistes [...].'" Die künstlerische Leitung übernahm der Regisseur Elias Jubal, über den nur wenig bekannt ist. Er stammte aus der Ukraine, studierte am Reinhardt Seminar, gründete 1933 in Wien die jiddische Kleinkunstbühne Karawane und war von 1934 bis 1938 zugleich künstlerischer Leiter des Theater für 49." (2)

Das Theater bot einen thematisch und genremäßig breiten gefächerten Spielplan, wobei es bis zu seiner Schließung im März 1938 planmäßig Stücke spielte, die im Wiener Repertoire der anderen Bühnen nicht zu sehen waren. Es war ein kleines "Theater der 49" und brauchte insofern auch um keine Konzession anzusuchen.

Im März 1936 wurde ein „Förderer-Kreis“ gegründet, der sich vor allem um den literarischen Charakter der Bühne bemühte und bald in den offiziellen „Verein Jüdisches Kulturtheater“ überging.

Die meisten Künstler*innen des Theaters waren aus Deutschland emigriert und konnten in Wien noch bis 1938 arbeiten. Neben dem Direktor und Regisseur des kleinen Hauses, Elias Jubal, waren hier u. a. Frank Hermann, Rudolf Weiß, Fritz Links, Alice Koch, Joachim Laatz, Silvia Grohs, Max Friedmann, Oskar Fischer, Ruth Walter, Michael Orlan, Milo Sperber, Marcel Barth, Gottfried Berger, Martha Auffärber, Ernst Hardt und Martin Miller zu sehen.
Die meisten der Schauspieler*innen waren erst durch das NS-Regime mit ihrem Judentum konfrontiert. (3)

Mehr über die Bühne erfährt man in den zahlreichen Studien von Brigitte Dalinger zur Geschichte der jüdischen und jiddischen Bühnen in Wien (siehe Literatur).
Einen Einblick in den Spielplan der Bühne bietet Diplomarbeit von Theresa Dienstl zum jüdischen Theater in den Wien in den 1930er-Jahren aus dem Jahr 2013.
Ebenfalls einen Überblick über das Programm sowie über die Aufgaben der Jüdischen Kunststelle bietet Erwin Bader in seiner 2007 erschienenen Monografie Karl Lugmayer und sein Werk: Seine politisch-soziale Bedeutung und Aktualität.


Quellen & Links:
(1) Die Garbe, 26.12.1935.
(2) Erwin Bader: Karl Lugmayer und sein Werk: Seine politisch-soziale Bedeutung und Aktualität. Münster: LIT 2007, S. 135ff.
(3) Die Stimme, 7.10.1936.
Vgl. auch Theresa Dienstl: Jüdisches Theater in Wien in den 1930er - Vermittlung der jüdischen Identität. Dipl. Wien 2013, S. 72-75. (Web: http://othes.univie.ac.at/26937/1/2013-03-06_0808195.pdf).


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