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Gründung des Kinos
Im Dezember 1911 eröffnete die von Anton Kral gegründete Firma Inzersdorfer Elite-Kino und Urania-Theater das Elite Kino in Inzersdorf.
Der selbstbewusste Name „Elite“ war Programm: Das Kino wurde für seine gediegene Ausstattung von der Fachpresse hoch gelobt, der Fassungsraum des breiten Kinosaales, der 21 Sitzreihen und einen großen Balkon mit acht Logen aufwies, war mit rund 500 Plätzen ein im Vergleich zur durchschnittlichen Größe der damaligen Vorstadtkinos auffallend hoch.
Gespielt wurde vorerst von Donnerstag bis Montag, im Sommer wurde das Kino hingegen nur an den Wochenende bespielt, da von Beginn an der Publikumszuspruch in diesem Vorortebezirk zu gering war.

Tonfilm und Zwischenkriegszeit
1930 wurde im Elite Kino ein Tonfilmsystem installiert, zeitgleich erwarben Käthe und Franz Rassinger den Betrieb, den sie von nun an gemeinsam führten, unterstützt von deren Schwiegersohn Franz Schenk.

Fortführung des Betriebs in der NS-Zeit
Käthe Rassinger führte den Betrieb nach dem Tod ihres Mannes im Verbund mit ihrer Tochter Käthe und weiterhin deren Ehemann Franz weiter und blieben auch während der NS-Zeit Inhaber:innen und Konzessionär:innen des Kinos, dessen Sitzplatzzahlen sich in diesen Jahren auf 436 reduzierte (davon 30 am Balkon sowie 24 Logensitze).
Die Familie selbst wohnte im achten Bezirk (Albertgasse 40/4) und pendelte für den Betrieb des Kinos nach Liesing.
1940 musste auch dieses Kino seinen Namen ändern und wurde von nun an als Inzersdorfer Elite Filmtheater weitergeführt. Franz Schenk trat der NSDAP ein, um die Spielbewilligung der NS-Kinoverwaltung für Wien zu erhalten, während die beiden Kinoleiterinnen nach dem Krieg als „unbelastet“ eingestuft wurden.

Nachkriegsjahre
Wie alle anderen Wiener Kinos auch, wurde das Elite Kino im Frühling 1945 unter öffentliche Verwaltung gestellt, bis die rechtlichen Fragen in Hinblick auf die NS-Vergangenheit der Eigentümer:innen geklärt war. Am 20. September 1945 trat Dr. Alfred Migsch als öffentlicher Verwalter in die Verträge ein und folgte damit Dr. Nord, der die Geschäfte in den ersten Nachkriegsmonaten geführt hatte.
Am 16. November 1945 übernahm Franz Körmendy die Geschäftsführung vor Ort, ehe Käthe Rassinger im Folgejahr belegen konnte, keine NS-Mitgliedschaft gehabt zu haben und 1947 die Konzession für das Kino zurückerhielt.
Ein parallel vorgelegter Antrag der KIBA, um auch für dieses Kino die Konzession zu erhalten, scheiterte in diesem Falle.

1955 starb Käthe Rassinger und wurde von ihrer Tochter Käthe Schenk als Alleineigentümerin und Konzessionärin beerbt. 1959 ließ Schenk in ihrem Kino eine CinemaScope-Anlage einbauen und vermietete das Großkino in den folgenden Jahren auch immer wieder für politische Veranstaltungen. Dennoch konnte sich das Elite Kino keine zehn Jahre mehr halten und musste während des ersten Wiene „Kinosterbens“ 1967 für immer schließen: Thomas Jelinek gibt in Die Wiener Kinos (2023) den 28. Februar 1967 als letzten Spieltag an, andere Quellen nennen den Juni dieses Jahres als offizielles Ende des Liesinger Elite Kinos.


Inhaber
Inzersdorfer Elite-Kino/Anton Kral (1911)
Franziska Hain (1924-1926)
Käthe (Katharina) und Franz Rassinger (ab 1930)
Käthe Rassinger, Käthe Schenk, geb. Rassinger, Franz Schenk (1937-1940)
öffentliche Verwaltung Dr. Nord, Dr. Alfred Migsch (1945-1947)
Käthe Rassinger und Käthe Schenk (1947-1955)
Käthe Schenk (1955-1967)

Lizenz/Konzession
Anton Kral (1911)
Franziska Hain (1924-1926)
Franz Rassinger (1930-1932)
Käthe Rassinger (1937-1945/1947-1955)
Käthe Schenk (1955-1956)

Geschäftsführer:innen
Franziska Hain (1924-1926)
Franz Schenk (1931-1940)
Franz Körmendy (Vertretung der öff. Verwaltung 16.11.1945-1947)
Grete Kresadlo (1947-1951)
Käthe Schenk (1951-1967)


Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (MA 8)
Thomas Jelinek, Florian Pauer: Die Wiener Kinos. Bd. 4. Wien 2023, S. 547 ff.


© KinTheTop/Angela Heide zuletzt aktualisiert: 28.11.2024
Zitierweise: http://www.kinthetop.at/forschung/kinthetop_23_LiesingerEliteKino.html, zuletzt eingesehen [Tag.Monat.Jahr]