In den 1870er-Jahren übernahm Gustav Münstedt (1845-1933) die Praterhütte Nr. 142 und führt hier ein frei stehendes Hippodom, ab 1877 dann eine „Vergnügungshalle“ mit Volkssängern, Akrobaten, Tierbändigern und „Sudanesenkarawanen“ sowie „Liliputanern“. Ab 1899 wurden hier „lebendige Bilder“ gezeigt. 1902 erhielt er die Lizenz zur Führung eines festen Kinobetriebes an diesem Standort. 1904 ließ er an der Stelle der einstigen Praterhütte in der Ausstellungsstraße 142 einen Neubau errichten, „Münstedts Ausstellungshallen“, in denen weiterhin Panoramen, ein Atomatenbüffet und - in einem kleinen Nebenraum - ein Kinobetrieb beheimatet waren. 1906 wanderte das Kino in den großen Saal der Anlage. Der längliche Saal war 12 x 24 Meter breit und verfügte zudem über einen Balkon. 1909 fasste das Kino 415 Personen. Am 27. August 1913 erhielt Gustav Münstedt erneut die Lizenz zur Veranstaltung kinematografischer Vorstellungen in seiner Praterhütte 142. Der damalige Fassungsraum wurde „mit 508 Personen (nur Sitzplätze) festgesetzt“. Münstedt konnte auch nach dem Inkrafttreten des neuen Wiener Kinogesetzes im Juni 1926 sein Kino behalten und führte es bis zu seinem Tod im 88. Lebensjahr am 22. Juli 1933. Im Sommer 1929 kam es auch im Münstedt Kino – wie damals in vielen anderen Wiener Kinos – zu einem „außergewöhnlich schlechten Geschäftsgang“, sodass die wöchentlichen Öffnungstage reduziert werden mussten; im August wurde das Kino sogar einige Zeit geschlossen und eröffnete erst am 6. September 1929 erneut seinen Betrieb. Im Herbst oder Winter des Jahres wurde im Münstedt Kino eine „Klangfilmanlage System Uniton (Nadel- und Lichtton)“ eingebaut und das Kino ab 1930 als Tonfilmkino geführt. Doch auch der Tonfilm brachte nicht die erhofften Einnahmen, und so wurde der Betrieb in den kommenden Jahren während der Sommermonate immer wieder für einige Zeit geschlossen. Nach dem Tod Münstedts suchte der Verein „Hilfsschule – Berufshilfe und Fürsorge für Schulentlassene“ um die Konzession an, wurde jedoch abgewiesen. Ab November 1933 hatte Nikolaus Marcell die Konzession zur Führung des Münstedt Kinos inne. Ab diesem Zeitpunkt lief das Kino unter dem Titel „Kino Palast Gustav Münstedt’s Erben“ und wurde von den Brüdern Nikolaus und André Marcell (Jg. 1881), die nach Hans Pemmer „Liliputaner“ waren und viele Jahre lang für Münstedts Unterhaltungsetablissement tätig gewesen waren, gemeinsam mit der ehemaligen Haushälterin Maria Kokesch (Jg. 1883) geführt. 1945 wurde das Kino vernichtet, jedoch anstelle des in der Nähe gelegenen ebenfalls abgebrannten Phönix-Schaupalasts wiedererbaut und 1955 neu eröffnet. Das Kino bestand bis in das Jahr 1984. Die letzte Vorstellung fand hier am 5. November 1984 statt. Quellen & Links: Schwarz 1992, S. 195. Hans Pemmer: Der Prater, S. 291. https://bezirksmuseum1020.wordpress.com/filme-in-der-2-republik/ < zurück |