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Konzeption als Übungsbühne
Das heute noch existierende Akademietheat   ist im Komplex des Konzerthauses untergebracht und der Akademie für Musik und darstellenden Kunst benachbart. Erbaut wurde es zwischen 1911 und 1914 (Baubeginn 9. Dezember 1911, Schlusssteinlegung 19. Oktober 1913, Benützungsbewilligung 25. Februar 1914) nach Plänen von Ludwig Baumann, Ferdinand Fellner dem Jüngeren und Hermann Helmer, Baumeister war Wilhelm König. Ein erster Akt des Wiener Magistrats findet sich aus dem März 1914 und betrifft die "neuerliche Überprüfung der fertiggestellten Anlagen auf der Übungsbühne".

Eröffnung und erste Umbauten
Ursprünglich als Übungsbühne für die damalige "k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst" gedacht, fand die Eröffnung des Schultheaters der Opernschule am 4. Februar 1914 mit Maskenballvon Verdi und der Schauspielschule am 13. Februar 1914 mit dem Fragment Der Moloch von Hebbel statt. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Revisionen und baulichen Veränderungen, u. a. dem Einbau von Drehtüren "gegen die Lothringerstaße und gegen den Heumarkt zum Zwecke der Beseitigung der vorhandenen starken Zugluft", sowie vermehrt zu öffentlichen Vorstellungen, u. a. der Wanderbühne des Volksbildungsamtes, die die Räume ihrerseits von der Akademie anmieteten, was einen heftigen Streit zwischen den beiden Einrichtungen und im November 1921 schließlich einen veritablen Eklat nach sich zog und das Volksbildungsamt mit seiner Wanderbühne von nun an in der Urania spielte.
Im März 1922 kam es erneut zu Unstimmigkeiten zwischen den Theatern, nachdem das Akademietheater nun plante, Vorstellungen des Raimundtheaters abzuhalten und "dieselben mit dem Titel ,Kammerspiele' zu bezeichnen". Darauf reagierte der damalige Direktor des Deutschen Volkstheaters, Alfred Bernau, mit einem Schreiben an die Wiener Polizeidirektion, in dem er bat, diese Bezeichnung für das Akademietheater zu untersagen: Bernau argumentierte in seinem Brief von 14. März 1922 folgendermaßen:

"Da unter Kammerspiele bereits seit Jahren ein Orientierungsbegriff verstanden wird, der nach der Rotenturmstraße, den Kammerspielen des Deutschen Volkstheaters weist, erlaube ich mir, die Polizei Direktion höfl. zu bitten, weil Irrtümer kaum zu vermeiden sein werden, die eine Verwechslung zwischen den Kammerspielen des Deutschen Volkstheaters in der Rotenturmstraße und im Akademietheater bringen, der Direktion des Raimundtheaters die Verwendung der Bezeichnung ,Kammerspiele' untersagen zu wollen."

Zweigstelle des Burgtheaters ab 1922
Das Theater diente ab der Eröffnung am 8. September 1922 mit Iphigenie auf Tauris von Goethe dem Burgtheater als Zweigstelle (Kammerspieltheater), wobei es im Vorfeld zu einer Reihe von Auseinandersetzung zwischen der Gemeinde Wien und dem Bundesministerium für Inneres und Unterricht kam, wobei es im Wesentlichen um die Klärung der Kompetenzverhältnisse ging, die u. a. auch die Gastspielabstecher des Raimundtheaters betrafen, die in den Zeitraum der Verhandlungen vor der Übernahme durch die Bundestheater fielen. Schließlich kam es am 31. August 1922 zum offiziellen Antrag des damaligen Burgtheater-Direktors Max Paulsen an die Wiener Landesregierung,

"im Akademietheater in der Spielzeit 1922/23 Vorstellungen in deutscher Sprache veranstalten zu dürfen. Als verantwortlicher Leiter des Akademietheaters soll der Leiter des Burgtheaters Max Paulsen fungieren."

Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg, den das Gebäude unbeschädigt überstand, wurde am 19. Mai 1945 unter Raoul Aslan mit Ibsens Hedda Gabler wiedereröffnet. Der Zuschauerraum wurde 1938/1939 beziehungsweise 1974/1975 und erneut 1999 umgestaltet und technisch modernisiert, zuletzt wurden Eingangsportal und -foyer neu gestaltet.
Das Akademietheater ist heute ein Bundestheater.