![]() ![]() Das Eos-Kino befand sich in einem Teil der Herz-Jesu-Klosterschule, das ursprünglich als Theater- & Vortragssaal geplant worden war. Das Gebäude selbst wurde 1930/31 von Architekt Felix Angelo Pollak ("Herz-Jesu-Pollak") entworfen. Friedrich Achleitner schreibt dazu in seiner Baugeschichte: "Pollaks architektonisch interessanter Bau bildet einen Kontrast zur anschließenden älteren Kirche und gilt nicht zuletzt dank seiner dominanten Position als sehr ausdrucksstark. Wegen kriegsbedingter Schäden wurde die ursprüngliche Sandsteinverkleidung, die sich in der Sockelzone, an der Stiegenhausfassade, am Saalportal und im Eingangsbereich befand, entfernt." (1) Dem folgen auch die Angaben auf Wien-Wiki: "Das heute bekanntere, 1945 in einem Ausweichquartier anstatt dem 1944 zerstörten Sascha-Palast gegründete Eos-Kino auf Landstraßer Hauptstraße 137a wurde ursprünglich 1931 vom Architekt Felix Angelo Pollak als Theater- und Vortragssaal konzipiert, mit einem bemerkenswerten zweigeschossigen Foyer mit Keramikverfliesung, als Teil der Herz-Jesu-Klosterschule (mit Kindergarten, Fortbildungs- und Haushaltungsschule), das heute unter Denkmalsschutz steht." (2) 1944 war das Sascha-Kino, das 1921 - bereits unter dem Namen "Eos-Kino" - im selben Bezirk, doch einige Hundert Meter entfernt an der Ecke Rennweg und Ungargasse errichtet worden war, bei einem Bombenangriff völlig zerstört worden. Ein Teil der Inneneinrichtung sowie technisches Material war dabei aber erhalten geblieben. Hermine Kunesch (3) übernahm diese Teile der Einrichtung sowie die erhaltenen Geräte des einstigen > Sascha Film-Palastes (Rennweg, Ecke Ungargasse 60) und ließ damit wenige Monate späer das ehemalige Eos-Kino an einem neuen Standort in der Landstraßer Hauptstraße 137a wieder aufleben. Klaus Christian Vögl schreibt dazu in seiner 2018 erschienenen Studie Angeschlossen und gleichgeschaltet: "Am 31. März 1945, als auf österreichischem Gebiet bereits gekämpft wurde, eröffnete das 1944 zerbombte Wiener Eos-Kino wieder [!] an neuem Standort in der Landstraßer Hauptstraße [137] - eine Absurdität, die zeigt, wie sehr die Machthaber bis zuletzt bemüht waren, den Anschein einer administrativen Normalität zu wahren." (5) Typisch für das im Verbund mit einem Klostergebäude (Herz-Jesu-Kirche) errichte Kino wurde in den kommenden Jahren auch seine Kinoarchitektur der Fünfzigerjahre mit seinen Lichtreklamen und den Schaufenstern, die das Kino bis zuletzt zu einem der letzten Juwele der ehemaligen "Kinostadt" Wien machte. Nach dem Krieg führte das Haus die Familie Huber, in den Fünfzigerjahren wurde der Saal für Cinemascope-Filme adaptiert. Der Saal bot inklusive Balkon 603 Zuschauer*innen Platz. 1993 schrieb Franz Grafl in seinem Buch Praterbude und Filmpalast über das damals noch existierende Kino: "Das Interieur des Eos ist seit der Eröffnung gleich geblieben. [...] Es ist ein erhaltenswertes Kino, das die für Wien so typische Kinorenaissance der Nachkriegszeit zu erzählen weiß: aus einem Theatersaal entstanden, auf Ruinen den Wiederaufbau gewagt, die glorreichen 50er-Kinojahre erlebt, geführt von Individualisten, denen ihre eigenständigen Programmation über alles geht." Nach Karl Sierek zählte das 1993 neben dem Stadtkino einzige erhaltene Kino im dritten Wiener Gemeindebezirk "zu einem der schönsten von ganz Wien" Das zuletzt von Herbert und Elisabeth Huber geführte Kino zählte Ende der Neunzigerjahre zu den ältesten aktiven Bezirkskinos der Stadt. Doch auch diese Tatsache konnte das Eos, ähnlich wie viele andere Kinos der Stadt, nicht retten: Die letzte Vorstellung fand am 12. Oktober 2004 statt. Ende 2004 fand auch die Geschichte des Eos am neuen Standort zu Ende, das Ehepaar Huber ging in Pension und bot als letzte Vorstellung in ihrem lange Jahre geführten Kino Fahrenheit 11/9 von Michael Moore . (6) Die Nutzungsrechte gingen im selben Jahr noch an die Kongregation der Dienerinnen des heiligsten Herzens Jesu über, die sich gegen eine weitere Nutzung als Kino aussprach. Die Räumlichkeiten des Kinos stehen heute unter Denkmalschutz. Zurzeit befindet sich dort eine Filiale der Second-Hand-Shopkette "Humana". ![]() Quellen und Links: (1) Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 118. Vgl. dazu u. a. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Herz-Jesu-Klosterschule; https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Angelo_Pollak#Bauten sowie www.geschichtewiki.wien.gv.at/Eos-Kino. (2) www.geschichtewiki.wien.gv.at/Eos-Kino (3) Vgl. dazu die anderslautenden Angaben auf Wiki Wien: "Das Eos-Kino wurde vom Vater des Betreibers Herbert Huber anstelle des zerstörten 'Sascha Kino Palast' im Ausweichquartier auf Landstraße Hauptstraße 137a neu gegründet. Hubers Sohn, Herbert Huber, und seine Gattin Elisabeth Huber führten das Eos-Kino seit 1965 in zweiter Generation bis 2004. Die Schließung erfolgte im Jahr 2004 aufgrund der Pensionierung des Betreibers." (4) Klaus Christian Vögl: Angeschlossen und gleichgeschaltet. Kino in Österreich 1938-1945. Wien: Böhlau 2018. S. 269. (5) Zit. in Grafl. 1993, S. 195. (6) Vgl. dazu u. a. Was wird aus dem Wiener Eos-Kino? sowie https://derstandard.at/1822541/Beim-Wiener-Eos-Kino-gehen-heute-die-Lichter-aus Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A11: 3. Eos-Kino Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1 – Kinoakten: 104, Sascha Palast Franz Grafl: Praterbude und Filmpalast. Wien 1993 Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 204 (Lizenz & Besitzverhältnisse bis 1933). < zurück |