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Das Theater im Keler des Wiener Konzerthauses wurde ursprünglich von der Wiener Konzerthausgesellschaft gegründet. Es bestand von 1949 bis 2015 an der Adresse 3., Lothringerstraße 20.

Namen 1949 bis 2015
Das Experiment. Theater der 49 im Konzerthaus
Theater im Konzerthauskeller
Kleines Theater
Kleines Theater der Josefstadt im Konzerthaus
dietheater im Konzerthauskeller
brut im Konzerthauskeller

Experiment. Theater im Konzerthauskeller (ab 1949)
Während im selben Jahr das Studio in der Kolingasse bzw. Studio der Hochschulen mit der Gruppe Theater der 49 rund um Walter Davy, Erich Neuberg und Helmut H. Schwarz zum Theater in der Kolingasse fusionierte, zogen andere ehemalige Mitglieder des Studios der Hochschulen aus den Räumen aus, um, erzählte die Gründerin von "Das Experiment. Theater der 49 im Konzerthaus", Trude Pöschl später, "Neues auf die Beine [zu] bringen, ohne sofort nach Verdienst zu schielen". Pöschl und ihre Wegbegleiter, darunter Kurt Julius Schwarz als Dramaturg und Frank Zeska als Theatersekretär, fanden im Keller des Wiener Konzerthauses eine "Rumpelkammer", die sie adaptierten und zu einem kleinen Theater umbauten, das am 24. Oktober 1949 mit 'Die Liebe und der Tod' von Wolfgang M. Scheder eröffnete. Der Zuschauerraum war dunkelgrün, der Bühnenvorhang grau, die Beleuchtung war ungenügend, und der Boden musste täglich vom kleinen Ensemble selbst geschrubbt werden.
Auch die folgenden Monate gestalteten sich schwierig, da das kleine Theater keinerlei Rechte von den Verlagen erhielt. Am Programm standen unter anderem eine Bühnenbearbeitung von Horváths Himmelwärts und Die Schändung der Lucretia (The Rape of Lucretia) von André Obey. Michael Kehlmann (1927-2005) inszenierte hier Er ging an meiner Seite (Home of the Braves), wobei er die notwendigen amerikanische Uniformen durch Vermittlung Ernst Haeussermans erhielt. (1961 folgte die Verfilmung des Stoffes für den Bayerischen Rundfunk, u. a. mit Heinrich Trimbur.) Es folgten Stücke von Kühnelt, Strindberg, Achard, Sartre und Sternheim und anderen.

Kurze Zeit nach der Gründung des Theaters wechselte Schwarz vorerst an das Theater am Parkring, um danach nach Münster und schließlich nach Buenos Aires zu gehen. Auch Zeska verließ das Theater schon bald und ging an die Hamburger Kammerspiele.

Kleines Theater im Konzerthaus (ab 1950/1951)
Ab 1950 - damals kam Michael Kehlmann, ebenfalls vom Studio der Hochschulen, an die Bühne, die er von nun an auch, weiterhin in der Direktion Pöschl, künstlerisch verantwortete - gab das Theater auch erfolgreiche eigene Revuen wie Blitzlichter von Kehlmann, Merz und Qualtinger, Reigen 51 und Brettl vor dem Kopf 1952 und von denselben drei Autoren und mit der Musik von Gerhard Bronner.

"Das war ein Theater mit 49 Sitzplätzen, maximal konnten da 110 Leute hineingestopft werden, Klappstühle wurden dazugestellt, Stehplätze - es war unglaublich. Der g'schupfte Ferdl war der Bestseller, den hat im Programm der Qualtinger gesungen, er war von mir - solange ich die Tantiemen kassiert hab' war mir das wurst […]." (Gerhard Bronner, Spiegel vorm Gesicht, 2004)

Kehlmann war es auch, der mit seinem Eintritt das Theater in "Kleines Theater im Konzerthaus" umbenannte. Er eröffnete seine künstlerische Leitung mit Horváths Kasimir und Karoline.

Nachdem bereits Reigen 51 aufgrund der Publikumsnachfrage mehrere Wochen lang in der "Revuebühne Casanova" gastierte und Brettl vor dem Kopf 1952 ein noch größerer Erfolg wurde, zog das Ensemble rund um Pöschl in das leer gewordene Lokal in der Liliengasse ein, in dem zuvor das Wiener Werkel seine künstlerische Heimat gefunden hatte. Doch das Flair der frühen Jahre war durch den Umzug verloren, und das Ensemble löste sich rasch auf.

Kleines Theater (ab 1953)
Nachdem die Räume im Konzerthauskeller einige Monate leer standen, zog hier 1953 Friedrich Kallina ein, nannte das Theater neuerlich, nun in "Kleines Theater", um, baute ein Abonnement auf und zeigte von nun an vor allem Komödien, unter anderen von Nestroy, Georg Fraser, Hermann Ungar, Georg Kaiser, Robert Nath, Regie führte meist Kallina selbst, daneben Gandolf Buschbeck, Harry Fuß, Otto Ambros und Otto A. Eder. Kallina konnte sich bis 1957 halten und übergab das Theater schließlich an das Theater in der Josefstadt, das es wiederum in "Kleines Theater der Josefstadt im Konzerthaus" nannte, während Kallina seinerseits als Dramaturg an "die Josefstadt" ging.

Theater in der Josefstadt: Kleines Theater im Konzerthaus
"Die Josefstadt ließ ihre Studiobühne von Professor Niedermoser neu gestalten, vornehm und gediegen. Hundert Personen fanden jetzt in den geschmackvollen Zuschauerraum Platz. Hinfort sprachen alle nur noch vom 'Nobelkeller'. Direktor Stoß bot auf dieser zweiten Ablegerbühne nach den Kammerspielen seine erste Schauspielgarnitur auf. Helene Thimig und Günther Haenel spielten zur Eröffnung faszinierend Ionescos Stühle, Ursula Schult, Maria Emo, Hans Holt, Walther Reyer, Leopold Rudolf, Ernst Waldbrunn traten in Hauptrollen auf." (Herbert Lederer, Bevor alles verweht ..., 1986)

1977 gab der nunmehrige Direktor des Theaters in der Josefstadt, Ernst Haeusserman, das Theater wieder auf.

Einmietung von Dieter Haspels Ensemble Theater (1977-1981)
Bald darauf wurde es Dieter Haspel und seinem Ensemble Theater bis 1981 zur Verfügung gestellt. 1982 übernahm Dieter Haspel ein eigenes Haus - das Ensemble Theater am Petersplatz.

VT-Studio: Spielstätte des Volkstheaters (1981-1987)
Das Theater im Konzerthauskeller wurde von nun an als Nebenbühne des Volkstheaters (Direktion Paul Blaha) unter dem Titel "VT-Studio" genutzt.
1987 musste auch dieser Spielbetrieb aufgrund von Subventionskürzungen des Volkstheaters durch den Bund beendet werden. Der Mietvertrag mit dem Volkstheater blieb jedoch bestehen, "freie Gruppen" konnten sich mit einer Tagesmiete von 20.000 Schilling tageweise einmieten.

dietheater Konzerthaus
1989 übernahm der Theaterverein Wien (Träger: Stadt Wien) das Theater und verwaltete es von nun an im Verbund mit dem Künstlerhaustheater als "dietheater"-Komplex. Die Räume wurden von nun an für temporäre Nutzungen durch freie Gruppen vergeben und von Christian Pronay, einem Mitarbeiter der Stadt Wien bzw. Geschäftsführer des Theatervereins organisatorisch verwaltet. 2007 kehrt Pronay als Mitarbeiter der MA 7 in die Kulturabteilung der Stadt Wien zurück.

brut Konzerthaus
Das nunmehr Stadt-Wien-eigene Theater wurde ab diesem Jahr unter die künstlerische Leitung der beiden deutschen Dramaturgen Haiko Pfost und Thomas Frank gestellt, die das "dietheater" und dessen beiden Spielstätten - Künstlerhaus und Konzerthaus - von nun an als "brut" bespielten.
2015 übernahm die deutsche Dramaturgin Kira Kirsch die künstlerische Leitung des "brut", gab das Theater im Konzerthaus jedoch im Zuge ihrer Bestellung auf. Seither steht das vor rund 70 Jahre bestehende einst prominente Wiener "Kellertheater" wieder leer.

Raum
Fassungsraum: ca. 86
Raumgröße: 7 x 12 m; Bühnenhöhe: 3,5 m
Bühne (bei Tribünenaufbau): 7 x 5 m