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1927 wurde der Wiener Gemeindebau Rabenhof errichtet, in dem sich auch ein angeschlossener "Arbeiterfestsaal" befand. 1934 wurde dieser zum Rabenhof Kino umgebaut.
Im Juli 1971 wurde das Kino geschlossen. Nach einigen Jahren des Leerstands wurde anstelle des ehemaligen Kinos am 3. April 1990 das Theater im Rabenhof als dritte Bühne des Theaters in der Josefstadt und unter finanzieller Beteiligung der Stadt Wien und anderer Sponsoren mit der Produktion Besuchszeit von Felix Mitterer eröffnet.
Im Jahr 2000 übernahm Karl Welunschek (Wiener Ensemble) die Leitung des vom Theater in der Josefstadt nach weniger als 10 Jahren abgegebenen Spielortes. 2003 musste Welunschek aufgrund künstlerischer wie finanzieller Problem das Theater abgeben, die Intendanz übernahm Thomas Gratzer, der das Theater noch 2007, v. a. durch eine starke politische Nähe zur Wiener Stadtregierung und dementsprechende Fördermittel wie mediale Aufmerksamkeit, aber auch einen entsprechenden Spielplan, in dem Kabarett und Unterhaltungstheater überwiesen, mit viel Erfolg leitet.
www.rabenhof.at

Über die Übernahme es ehemaligen Gemeindebaukinos als "Rabenhof Theater" durch das Theater in der Josefstadt schreibt Doris Hirschbüchel 1991 in ihrer Diplomarbeit unter dem Titel "Studiobühnen der Großbühnen: Konkurrenz für freie Theaterschaffende":
"Das wohlstandsrestaurative Ausstattungstheater braucht natürlich zu seinen Haupthäusern Zweit- und Dritthäuser, Probebühnen und Lusterböden. Damit rechtfertigt es soundso viele Subventionsgelder mehr, auch wenn dann in diesen Räumen etwas ganz anderes gezeigt wird, als sie ursprünglich angeben.
Studiobühnen der großen Häuser sind gedacht als Stätten geistiger Abfallprodukte [!], Platz soll hier geschaffen werden für die wilden Ableger, eine Art Austobungszelle, obwohl sie, wie die Praxis zeigt (siehe Rabenhof), ganz zahm sind.
Aber in Zeiten, wo jeder vom 'modernen und innovativen Theater' spricht, von einem Theater mit neuen ästhetischen Ansprüchen, von einer kritischen Gegenwartsdramatik, werden natürlich für Großbühnen solche Nebenbühnen aktuell, um dort ihre risikoreichen Stücke spielen zu können.
Natürlich entsteht hier eine Konkurrenzsituation für die freien Theaterschaffenden, die sich erst Rechte für Spielräume erkämpfen müssen. Nicht so sehr was das Künstlerische anbelangt, da es wiederum von dem großen Bereich Klassik hier kleine 'Klassikerl' sind, die dort aufgeführt werden, nur mit weniger Technik, weniger Aufwand, weniger Personal.
Bestenfalls werden diese Ableger zur Dependance zur besseren Auslastung des Personals.
Die Gefahr besteht eher in den knapper werdenden Raumressourcen für freie Theaterschaffende.
Ein konkretes Beispiel dafür: Das ehemalige Rabenhof Kino wurde renoviert und dient jetzt der Josefstadt als Spielstätte für provokante [!] moderne Stücke, die vor allem ein junges Theaterpublikum ansprechen sollen, wie die beiden Direktoren der Josefstadt [Robert Jungbluth / Otto Schenk] versichern. Die Aufführungen aber, die bis jetzt gezeigt wurden, hätten in ihren Inszenierungsstilen genauso gut in das Konzept der Kammerspiele gepasst.
[...] Siemens sponsort die tontechnische Theatereinrichtung und die elektrische Bühneninstallation. Die Firma Pany und die Raiffeisen-Bank steuern den Rest bei (hätte Siemens das auch für die freien Gruppen getan?).
[...] Damit wurde den freien Gruppen wieder ein Raum weggenommen und auch Subventionsgelder."
Quellen
Vgl. Hirschbüchler 1991, S. 68f.