![]() ![]() ![]() Das heutige Stadtkino wurde 1916 als Schwarzenberg (1) Kino im länglichen Saal des Soutterains eines Gründerzeithauses errichtet. Architekt war Stefan Fayans, der bereits ein Jahr später das größere > Maria Theresien Kino auf der Mariahilfer Straße entwarf. Fayans wurde 1879 in Warschau, Polen, geboren, studierte in St. Petersburg und Wien, wo er auch dissertierte und seine Karriere im Büro der Architekten Fellner & Helmer begann. Ab 1910 selbstständiger Architekt, zählten neben den beiden Kinos u. a. das ursprüngliche Café Herrenhof, Hübners Parkhotel und der (zerstörte) Kursalon im Wiener Stadtpark. Stefan Fayans wurde 1942 im Konzentrationslager Maly Trostinec von den Nationalsozialisten ermordet. Eine Bestandsaufnahme der von Fayans entworfenen Innenausstattung des Zuschauerraumes aus dem Jahr 1919 verweist auf folgende Details: "Kunsttischlerarbeiten: Föhre; palisadenartig politiert; Wand- und Deckenanstrich: Resedagrün; Bildhauerarbeit: in Silberbronze, patiniert; Beleuchtungskörper: Messing, altnickel-patiniert; Sesselfarbe: Kirschton; Kunstblumenarrangement: orangegelbe Chrysanthemen." Das Kino wurde später in Kammerlichtspiele umbenannt - eine Anspielung an die traditionelle Theaterarchitektur (vgl. Kammerspiele). Es zählt zu den sog. "Logenkinos" (Michelbeuern Theater, Kino Schäffer u. a.) der Stadt. Nach dem Krieg ging das Kino in den Verbund der 1926 gegründeten KIBA (Wiener Kinobetreibergesellschaft) über und fiel in den 1970er-Jahren dem damaligen sog. "Kinosterben" zum Opfer und wurde 1980 - noch unter dem Namen Kammerlichtspiele - geschlossen. 1981 kaufte Franz Schwartz, der das Kino auch bis 2008 leitete, mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und der ehemaligen Z-Bank das Kino und eröffnete es neu unter dem Namen Stadtkino. Der Fassungsraum wurde stark verkleinert und das Programm auf eine Art "Brücke" zwischen dem Filmmuseum und den kommerziellen Kinos der Stadt abgestimmt. Das Zielpublikum sollten zwar keine "Cineasten" sein, aber auch an Filmen abseits des "Mainstream" interessiert sein. Dieser Ansatz konnte sich - u. a. seit 1993 dank der Kooperation mit der ebenfalls von der Stadt wien initiierten Viennale, zu dessen Festivalspielorten es seither zählt - bewähren. 1994 wurde im Verbund auch das Filmhaus am Spittelberg im 7. Wiener Gemeindebezirk eröffnet. Seit den 1990er-Jahren ist das Stadtkino auch als Filmverleih in Österreich tätig und hat sich auf den Vertrieb von internationalen "Arthouse-Filmen" spezialisiert. Die jährlich 15 bis 20 verliehenen Filme erreichen zwischen 30.000 und 80.000 Besucher. Heute zählt das Kino zu den wenigen von der Gemeinde Wien unterstützen kleineren Kinobetrieben und gehört zu den ältesten Programmkinos der Stadt Wien. Die Stadtkino-Gesellschaft ist mittlerweile eine Tochter der Viennale und wird von der Stadt Wien finanziert. Der Kinoraum selbst existiert nicht mehr, Filme des Verleihs werden heute im "Stadtkino im Künstlerhaus" gezeigt. www.stadtkinowien.at (1) Der Schwarzenbergplatz erhielt seinen Namen 1880 nach Karl Philipp Fürst Schwarzenberg (1771-1820). Von 1945 bis 1950 hieß der Teil zwischen der Lothringerstraße und dem Beginn des Rennwegs bzw. der Prinz-Eugen-Straße "Stalinplatz". Quellen & Links: historisches Foto des Innenraums: Der Architekt, Jg. 1919 Fotos Juli 2007: artminutes < zurück |