| < zurück Gründungsjahre 1915/1916 wurde das Wiedner Bürger Kino von Benno Mayer gegründet, der das Lokal dafür im November 1915 angemietet hatte. Benno Mayer war Jude und wurde am 26. Dezember 1870 im burgenländischen Deutsch-Kreutz geboren. Mit seiner Frau Adele, geborene Stern, wohnte er zu diesem Zeitpunkt in der Rainergasse 31, wo sich auch sein erstes Kino befand, später in der Schönbrunner Straße 48/1/7 in einer Zweizimmerwohnung mit Kabinett. Mayers erstes Kino in der Rainergasse 31 (siehe Rainer Kino) befand sich zwar ebenfalls im Bezirk Wieden, jedoch weiter stadtauswärts und konnte an diesem Standort nicht reüssiert, und so versuchte es der Kinogründer nun in einem näher am Stadtzentrum gelegenen neuen Standort – und in späteren Jahren in unmittelbarer Nähe zu weiteren Kinos entlang der Favoritenstraße, wie dem Johann-Strauss-Kino (ab 1912) und der Wiener Scala (ab 1931), die ab diesem Zeitpunkt zu einer massiven Konkurrenz erwuchs. Das ebenfalls auf der Favoritenstraße von einer kurzlebigen internationalen Kino-Kompanie gegründete Maxim Bio, das im selben Jahr wie Mayers erster Betrieb eröffnet worden war, hatte hingegen bereits 1912 wieder geschlossen und war möglicherweise Impulsgeber für Mayers Entscheidung, sich schräg gegenüber anzusiedeln, gewesen sein. Ein erster in den Beständen des Wiener Stadt- und Landesarchivs erhaltener Bescheid zur Erteilung der Kinematographenlizenzen an Mayer liegt jedoch erst von 23. März 1919 vor, wurde jedoch am Ende desselben Schreibens auf 12. Oktober 1918 rückdatiert – und die Lizenz zudem rückwirkend bis 31. Mai 1918 erteilt. Bauliche Struktur Auch in den folgenden Jahren blieb Mayer Lizenzinhaber und „Kinobesitzer“ des Wiedner Bürger Kinos. Ein von Mayer gezeichneter Plan des Kinos aus dem Jahr 1928 weist ein typisches „Schlauch-Eck-Kino“ aus mit dem Eingang in das Kino auf dem Möllwaldplatz sowie drei auf die Favoritenstraße gehenden Ausgängen, die sich an der linken Längsseite des schmalen Saales befanden. Das kleine Wiedner Kino hatte insgesamt 227 Sitzplätze, von denen 19 auf die rückwärtigen fünf Logen, der Rest entlang des langen Zuschauerraumes verteilt waren. Das Kino wies 24 Sitzreihen aus, wovon 18 Reihen zu je 9 Sitzen sowie weitere sechs Reihen zu je 8 Sitzen und im hintersten Bereich mit vier weiteren Sitzen sowie die erwähnten Logen bestuhlt waren. Man betrat das Kino rechts vom Zuschauersaal, wobei man zuerst in ein kleineres (5,60 x 4,80 m) erstes Foyer mit links direkt neben dem Eingangsbereich gelegener Kassa kam und von diesem einen langgezogenen zweiten Warteraum erreichte (9,70 bzw. 11,50 m lang). Wiederum rechts des langen zweiten Wartesaals befanden sich die Toiletten, ein Vorraum, eine Kanzlei und im hintersten Bereiche auch eine Garderobe für die im Kino auftretenden Künstler:innen. Im November 1926 erhielt Mayer einen Verweis des Magistrats, nachdem er den Film An der schönen blauen Donau (D 1926, Regie: Friedrich Zelnik) ohne „behördliche Vorführungsbestätigung“ auf den Spielplan gesetzt hatte. Im Jänner 1927 bat der Kinobetreiber darum, den Betrieb länger geöffnet halten zu dürfen, da der neue auf dem Programm stehende Film Ben Hur (USA 1925, Regie: Fred Niblo) von „kolossalem Längenmaß“ war. Wie aus der amtlichen Revision von 1927 hervorgeht, blieb auch in diesem Jahr die Sitzplatzanzahl bei 227, wobei Mayer jedoch mit mehrseitigen Auflagen zur Verbesserung des Kinobetriebs beauftragt wurde. Hermine Plasches wird Geschäftsführerin Ab 1927 erscheint die am 27. November 1893 geborene, ledige „pensionierte Beamtin“ Hermine Plasches als „Kinoführer-Stellvertreterin“, bald schon als „verantwortliche Geschäftsführerin“ des Betriebs auf. Lizenzinhaber bzw. Konzessionär blieb Mayer, in den Akten ab diesem Zeitpunkt scheint jedoch vorwiegend die neue Kinoleiterin auf, die das damals noch gut laufende Kino tagesbetrieblich führte. Plasches leitete das Kino vorbildlich und bat aufgrund der länger werdenden Filme und gerne programmierten Doppelvorstellungen immer wieder um Ausweitung der Sperrstunde. So wurde diese etwa im April 1928 auf halb 12 Uhr nachts verlegt, da man im Kino die Doppelvorstellung mit Carl Froehlichs Stummfilmkomödie Liebe und Diebe (D 1928) und Nur keine Hochzeitsnacht gab; im Mai folgten je zwei Doppelvorstellungen – Valencia, du schönste aller Rosen und Der schüchterne Bräutigam sowie Seidenstrümpfe und Ehe auf Zeit. Und auch in den folgenden Monaten wurden im von Plasches geführten Kino immer wieder Doppelvorstellungen gegeben, die eine Erweiterung der Sperrzeit bedingten. Das kleine Bürger Kino lief äußerst gut und konnte auch durch besondere „Schmankerl“ sein lokales Publikum halten, etwa durch eine „Zigeunerkapelle“, die am 6. Jänner 1929 den dort gezeigten Film Ungarische Rhapsodie live begleitete. Der Andrang an diesem Tag war jedoch so stark, dass Pasches zu viele Personen in den Saal ließ, sodass es zu einer Beanstandung des Magistrats kam, nachdem bei der Revision dieses Tages „2 Personen auf Stockerl und eine nächst der Eingangstür auf einem Sessel sitzend angetroffen“ worden waren und ein Teil der Musiker zudem „außerhalb der Orchesterbrüstung im vorderen Quergang“ platziert waren. Im Jänner 1930 gab man den damaligen Kassenschlager Wenn der weiße Flieder blüht (D 1929, Regie: Robert Wohlmuth), gefolgt von Das Auge des Gesetzes. Ab 4. August pausierte man für den Einbau der neuen Tonfilmanlage, und bereits Ende September 1930 eröffnete das Wiedner Bürger Kino nach nur kurzer Schließung als Wiedner Tonfilmkino. Ab diesem Zeitpunkt nannte sich das Kino Wiedner Bürger Ton-Kino, der erste hier gezeigte Tonfilm lief ab 3. Oktober 1930: Skandal um Eva von G. W. Papst und der erst Tonfilm des bisherigen Stummfilmstars Henny Porten sowie Oskar Sima und Adele Sandrock und Paul Henckels. Wie aus der Beurteilung des Administrationsbüros des Bundes-Polizei in Wien zu Mayers Antrag um Erneuerung der Konzession von 24. November 1930 hervorgeht, hatte der hier als „seit 1912“ als Kinobetreiber tätige jüdische Kinobesitzer sein gesamtes Vermögen in das Kino investiert, das ihm ein Einkommen von 800 Schilling monatlich einbrachte – bei einem Vierteljahreszins für seine damalige Wohnung in der Schönbrunner Straße von 150 Schilling. Mayer genoss, wie es selbst festhielt, „einen guten Leumund und gilt als vertrauenswürdig“. Seine ab 1927 tätige Geschäftsführerin Hermine Plaschkes war vor dem Beginn ihrer Tätigkeit im Kino Bankbeamtin gewesen und lebte bei ihrer Mutter Katharina Plaschke. Sie bezog ein monatliches Gehalt von 300 Schilling, „wovon sie ihrer Mutter S. 250,- als Entgelt für Kost und Quartier bezahlt“, hielt der Polizeibericht von 1930 fest und stellte weiters über seine Geschäftsführerin fest: „Im Übrigen ist sie vermögenslos und hat auch ihre Schwester zu unterstützen. Die Genannte erscheint in den hiesigen Evidenzbehelfen als bestraft nicht vorgemerkt, genießt einen guten Leumund und ist als verlässlich und vertrauenswürdig zu bezeichnen.“ 1933 kam es zu einem doppelten Wechsel in der Kinoleitung. Benno Mayer legte seine Konzession nach 20 Jahren bedingt zurück mit dem Ersuchen, den am 6. April 1879 in Wien geborenen Julius Oehring als seinen Nachfolger in Hinblick auf die Kinokonzession zu bestellen. Oehring war kein Unbekannter: Seit 1920 war der vielseitig, u. a. auch als Wiener Gemeinderat tätige Sohn des in Wien und Prag nachweisbaren österreichischen Handschuhfabrikanen August Oehring Miteigentümer des Raimund Kinos (15., Sechshauser Straße 3) sowie parallel dazu auch Eigentümer des Hindenburg Kinos (15., Schweglerstraße 32). Die neue Konstellation hatte auch für Hermine Plaschke existenzielle Folgen: Sie beendete nach fünf Jahren guter Betriebsführung ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin und wurde von Karl Theuer abgelöst. Über die Beweggründe für diesen Schritt gab Mayer in einem Schreiben von 10. April 1933 persönlich Auskunft: „Infolge der schwierigen Verhältnisse, in welchen sich mein Kinobetrieb durch die Wirtschaftskrise befindet, sah ich mich gezwungen, einen neuen Kompagnon an meinen Betrieb zu beteiligen, welcher insgesamt 75 % des Betriebs unter der Bedingung von mir käuflich erwirbt, wenn die Konzession auf seinen Namen Julius Oehring übertragen wird. – Ich erkläre mich hiemit einverstanden, dass die Konzession, welche seit 20 Jahren auf meinen Namen lautet, auf den Herrn Julius Oehring übertragen wird, und lege die Konzession unter der Bedingung der Übertragung auf Julius Oehring zurück.“ Bereits am 7. April 1933 hatten Benno Mayer sowie die beiden Fabrikanten Julius Oehring und dessen Bruder Kommerzialrat Otto Oehring eine Vereinbarung getroffen, der nach Julis und Otto mit je 37,5 Prozent neue Miteigentümer des Kinos wurden, sodass Mayer von da an noch mit 25 Prozent, also einem Viertel, im Betrieb verlieb und zudem weiterhin die Programmierung des Kinos verantworten sollte. Nachdem weder vom Bund der Wiener Lichtspiel-Theater noch vom Verband der Klein- und Mittelkinos und der Union der Bühnen- und Kinopersonals Österreichs Einspruch erhoben wurde, erhielt Oehring mit Bescheid von 29. April 1933 die Konzession für das Wiedner Bürger Kino, bei gleichzeitigem Eintritt Theurers als Geschäftsführer in den Betrieb. Im November 1933 folgte ein zwischen den Brüdern Otto und Julius abgeschlossene interne Vereinbarung, nach der Julius „nach außen“ zwar der Alleininhaber der Konzession und Inhaber der Bestandsrechte am Haus Favoritenstraße 32 wurde, „im internen Verhältnisse“ jedoch alle weiteren Schritte mit seinem Bruder verantwortete. Verschuldung Mayers Zeitgleich kam es zu einem Exekutionsverfahren gegen den verschuldeten bisherigen Eigentümer Benno Mayer, das von Louise Brenner, Private, vertreten von Ing. Otto Farbowsky, eingebracht worden war und sich auf einen bereits im September 1931 vorgestreckten Betrag von 5.000 Goldschilling belief, wobei aus den im Wiener Magistrat erhaltenen Unterlagen nicht hervorgeht, für was Mayer diese Summe aufgewendet hatte. Da Mayer zu diesem Zeitpunkt nicht zahlungsfähig war, versuchte man nun, das Kino bzw. dessen neuen Konzessionär zu pfänden, was jedoch auch seitens des Wiener Magistrats dem Exekutionsgericht gegenüber als nicht zulässig bezeichnet wurde. Wie aus einem weiteren Schreiben von Oberbaurat Ing. Farbowksy, nun vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Moriz Sternberg, hervorgeht, hatte sich auch Nathan Weiler, Besitzer und Konzessionär des Savoy Kinos in der Thaliastraße 28, 1160 Wien, bei Farbowsky verschuldet, der seinerseits von den beiden beklagten Parteien eine Summe von 4.000 Schilling einklagte. Auch in diesem Fall wurde erklärt, dass eine Kinokonzession unpfändbar sei, nicht jedoch ein Kinounternehmen. Damit konnte zwar die kurz zuvor an Oehring übertragene Konzession nicht gepfändet werden, jedoch bestand die Gefahr, alles andere im Betrieb zu pfänden. Aus den weiteren erhaltenen Akten ist nicht ersichtlich, wie sich das Exekutionsverfahren weiterentwickelte. Fest steht jedoch, dass Oehring knapp eineinhalb Jahre später den damals 64-jährigen ehemaligen Kinogründer und Eigentümer Benno Mayer als neuen Geschäftsführer „in meinem Kino Betrieb“ einstellte. Vermutlich bereits am 24. November 1933 übertrug Mayer, wie aus einer „Aktennotiz“ (vermutlich der Reichsfilmkammer) von 7. April 1938 hervorgeht, seine letzten Anteile an die beiden Brüder. Ende 1935 übergab Mayer schließlich auch seine noch bestehenden Anteile an Oehring, wie aus einem Schreiben Mayers von 9. Dezember desselben Jahres an den Zivilarchitekten Johann Miedel hervorgeht: „Hiermit erkläre ich, dass ich auf die mir zustehenden Mietrechte des Wiedner Bürger-Kinos, Wien IV., Favoritenstraße 32, wegen gänzlicher Abgabe meiner Anteile vorgenannten Kinos an die Herrn Julius und Otto Oehring zu Gunsten des Herrn Julius Oehring verzichte.“ Mayer blieb bis Ende März 1938 noch als Geschäftsführer im Kino, ehe er aufgrund seiner jüdischen Abstammung von seinen früheren Firmenpartnern geworfen wurde. In der Aktennotiz von 7. April 1938 heißt es dazu: „Zu bemerken ist noch, dass seit 3. April l. J. an Stelle des jüdischen Geschäftsführers ein arischer Geschäftsführer mit Namen Stoizner tätig ist, der laut Angaben des Herrn Julius Öring [!] Parteigenosse ist.“ NS-Zeit: Nazifizierung und Umbenennung des Betriebs Im Jänner 1939 legten Julius Oehring und Otto Oehring der Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, ihren Antrag auf „Aufnahm als Mitglied in die Reichsfilmkammer“ vor (Mitgliedskarte Nr. 109 v. 30.08.1938). 1940 nannte sie ihr immer noch 227 Plätzen angeführtes Kino in Lichtspiele Wieden um. In seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsfilmkammer von Jänner 1939 beschrieb sich der am 6. April 1879 in Wien geborene Handschuherzeuger und Gesellschafter des Familienbetriebs August Oehrings Söhne selbst in einem kurzen Lebenslauf: Geboren als „ehelicher Sohn des seel.[igen] Herrn August Oehring, Handschuhfabrikant, in Wien XII.“ besuchte Julius die Volks-, Bürger- und Realschule bis zur dritten Klasse sowie danach die Handelsakademie. „Kaufmännisch sowohl technisch für das Handschuhmachergewerbe herangebildet“, übernahm er 1902 gemeinsam mit seinem Bruder Otto den Familienbetrieb und war in der Folge „Jahrzehnte in der Genossenschaft als Vorstandsmitglied besonders tätig“. Er arbeitete u. a. als „Ausgleichsverwalter“, „Schiedrichter“ sowie „Meisterprüfungskommissar“ und begann bereits früh, sich parallel zum Familienunternehmen auch an verschiedenen Kinobetrieben in Wien zu beteiligen. Von 1917 bis 1920 war er Teilhaber bzw. Besitzer des Maria-Theresien-Kinos auf der Mariahilfer Straße, von 1925 bis 1928 Teilinhaber des „heutigen Omnia-Kinos“, ab 1933 „gemeinschaftlich mit Bruder Besitzer des Wiedner Bürger-Kinos, wo ich bis letzter Zeit die Lizenz inne gehabt habe“. In keinem Wort wird in diesem Antrag auf den jüdischen Vorbesitzer und Geschäftspartner von 1933 bis 1935, Benno Mayer, verwiesen. Auch Otto Oehring legte der Reichsfilmkammer seinen detaillierten „Abstammungsnachweis“ vor sowie eine persönliche Darstellung seines Lebenslaufs. Fünf Jahre älter als Julius, wurde Otto Oehring am 21. Oktober 1874 in Wien Gudenzdorf als Sohn des Handschuhfabrikanten August Oehring in Wien geboren, wo auch er Volks-, Bürger- und Realschule sowie danach die Handelsakademie besuchte. 1894–1895 diente Otto Oehring im österreichischen Heer als Einjährig-Freiwilliger sowie erneut im Ersten Weltkrieg, wo er noch vor dessen Ende 1918 zum K. K. Rittmeister ernannt wurde. Seit 1902 war er öffentlicher Gesellschafter der Firma „August Oehrings Söhne“, darüber hinaus gewerblich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister sowie Mitglied des Beirats des handelsstatistischen Amtes, das ihn 1929 zum Kommerzialrat ernannte und mehrfach auszeichnete. Im Falle der beiden Anträge wurden beide Antragsteller nach Erbringung einer Reiher weiterer Unterlagen, u. a. zur „Entwicklung der Inhaberverhältnisse in dem vorgezeichneten Filmtheater“, 1940 in die Reichsfilmkammer aufgenommen und der Betrieb auch während des Zweiten Weltkriegs von den beiden Brüdern zumindest finanziell geführt. In einem Aktenvermerk von 23. August 1940 hieß es zudem, dass es sich im Fall des Wiedner Bürger Kinos auch um keinen „Inhaberwechsel“ handle, da das „Theater bereits zur Zeit des Umbruches in der Ostmark (Stichtag 13. März 1938) von den ebenfalls obengezeichneten Theaterinhaber(n) [Otto und Julius Oehring] betrieben [wurde]. Die Abgabe einer Übernahmeerklärung kann somit entfallen.“ Während der Sommermonate der Jahre 1941, 1942, 1943 wurde der in diesen Monaten schlecht gehende Betrieb für Renovierungsarbeiten geschlossen. Parallel zu den Lichtspielen Wieden bemühten sich die beiden Brüder während des Krieges noch um zwei weitere Kinos: das Michelbeuern Tontheater und die Franzens Lichtspiele, wie aus einem Schreiben der Reichsfilmkammer an die Außenstelle Wien von 22. November 1939 hervorgeht. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden Brüder um die Umbenennung der neu übernommenen Kinos angesucht, jedoch ohne die bisherigen Bezeichnungen anzuführen, sodass die Reichsfilmkammer darauf hinwies, dass es zwar die vorläufigen Spielerlaubnisse, jedoch die betreffenden „Übernahme-Erklärungen“ fehlen würden. Nachkriegsjahre Julius Oehring führte das Kino trotz seiner Mitgliedschaft bei der Reichsfilmkammer unbeschadet bis 1958. Ihm folgte mit Erna Söllner erneut eine Frau als Kinobetreiberin, die das Kino weitere sieben Jahre führte, ehe der Betrieb an die OHG Konrad Mallek & Co. überging, die auch das Nestroy Kino in der Praterstraße 34 (Nestroyplatz 1, 1020 Wien) führte. Mallek war hauptberflich Arzt und führte die Kinos nur im Nebenberuf, wobei er als Pächter wie Geschäftsführer auftrat. Beide Kinos, heißt es in Die Wiener Kinos, hielten sich in den ersten Jahren des Kinosterbens mit mäßigen Erfolg, wenn auch immer wieder innovativen Ideen. So wurden ab der Übernahme 1965 hier internationale Kulturfilme gezeigt,etwa auch aus Frankreich, neben der USA, und eine Filmzeitschrift unter dem Titel Action herausgebracht, die auch den letzten Namen des Kinos prägten - Action Kino - und von Mallek herausgegeben wurde (Redaktion: Werner Mörixbauer), der nun auch das Nestroy Kino mit dem zusatz „Action“ versah. Im folgenden halben Jahr führte Herbert Holba das Kino mit dem von ihm gegründeten Filmclub Action und versuchte es auch publizistisch zu begleiten. Doch das neue Konzept hielt sich nicht lang, und schon 1966 versuchte Mallek, sein Kino mit erotischen Filmen noch einmal aus einem letzten Tief zu führen. Der letzte Film, der hier gezeigt wurde, war der argentinische „sexploitation film“ Acosada (1964, Regie: Alberto Dubois, hier als Mädchen für Striptease), ehe das Wiedner Action Kino im September 1967 für immer schließen musste. Quelle & Links Wiener Stadt- und Landesarchiv, WStLA, M.Abt. 104, A11 – Kino, einzelne: 4., Wiedner Bürger Kino Wiener Stadt- und Landesarchiv, WStLA, Außenstelle Wien, A1 – Kinoakten: 151 Lichtspiele Wieden Die Wiener Kinos 2022, S. 19 ff., nennt Hermine Pasches nicht in seinem Überblick. Schwarz 2003, S. 211, nennt das Action Kino als erstes Programmkino Wiens, listet es jedoch nicht seiner Kino-Aufstellung 1945-2000. < zurück |