< zurück
![]() Das interessante Blatt, 14.12.1911 (unbekannter Fotograf) ![]() © Angela Heide, 2007 "Wer vom Wiener Westbahnhof ein paar Schritte auf der Mariahilferstraße stadteinwärts geht, trifft an der Ecke zur Kaiserstraße auf einen merkwürdigen Rundbau. Ein paar wenige Versatzstücke an der Fassade erinnern an ein Warenhaus, den 'Mariahilfer Zentralpalast', der an dieser Stelle 1909/10 errichtet wurde. [...] Der Zentralpalast verstand sich als neues Geschäftsmodell, das auf die Krise des Kleingewerbes reagierte." (Anton Holzer) Rund 100 Klein- und Kleinstfirmen teilten sich im am 18. August 1911, dem 81. Geburtstag von Kaiser Franz Josef, eröffneten Mariahilfer Zentralpalast - erstes Wiener Warenmuster und Kollektiv-Kaufhaus die Kosten für die gemeinsame Infrastruktur, Administration, Sicherheitsdienste, Licht und Heizung und andere Nebenkosten sowie die Bewerbung des neuen Wiener Großkaufhauses. Es gab Muster-Schauen und Ausstellungen, Cafés, ein Automatenbüffet und sonstige Lokalitäten sowie am Dach des auffallend großen Eckhauses die Möglichkeit, mit einem Panoramarundblick über Wien zu schauen. Trotz dieses umfassenden Angebots und der zahlreichen Beteiligten musste der Mariahilfer Zentralpalast 1913 in Konkurs gehen. "Nach Kriegsbeginn 1914 wurde das Haus zunächst von der Centralbank der deutschen Sparkassen übernommen und im Kriegsverlauf von der Staatsangestellten-Fürsorgeanstalt, daher die Abkürzung Sta-Fa, die sich als Name für das Gebäude ungeachtet weiterer Besitzerwechsel durchsetzte. Die Kriegsgründung der Fürsorgeanstalt wurde nach Kriegsende in eine Genossenschaft umgewandelt und versuchte einen expansiven Kurs im Warenhaus- und Versandhandelsgeschäft zu steuern, litt aber speziell nach Auslaufen der Wirtschaftslenkung und Staatssubventionen an Unterkapitalisierung. 1922 wurde die Genossenschaft unter Beteiligung einiger Privatbanken in die STAFA AG umgewandelt. Am 10. April 1924 meldete aber der "freie Genossenschafter", die Verbandszeitschrift der österreichischen Konsumgenossenschaften, dass es dank der Hilfe der neu gegründeten Arbeiterbank (der späteren BAWAG) gelungen sei, die Stafa zu erwerben. In der Folge gehörte das Warenhaus über Jahrzehnte zum konsumgenossenschaftlichen Kaufhauskonzern der GöC." (Wikipedia) Ein Foto aus den Zwanzigerjahren zeigt das Stafa-Warenhaus an der Ecke Kaiserstraße/Mariahilferstraße als monumentaler Einkaufs- und Kinopalast: Österreichische Fahnen hängen von den Fenstern des obersten Stockwerks herunter, über dem Eingang drapiert findet sich eine Reihe kleinerer Fahnen aus ganz Europa, um die Ecke biegt eine Garnitur der Straßenbahnlinie 15 in Richtung Praterstern ... Das Stafa zählte zu den repräsentativsten Gebäude in den ersten Jahren der österreichischen Demokratie. 1927 demonstrierten hier die Schwerfuhrwerkkutscher gegen die Vorstellung eines Stierkampffilmes - und dies so lange und so vehement, dass man tatsächlich den Vertretern des Tierschutzverbandes die Absetzung dieses Vorfilmes aus Spanien zusagte. - Die Demonstranten aber zogen daraufhin die Mariahilferstraße entlang zum Schäffer Kino, um vor diesem gegen denselben Film weiter zu protestieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bis 1955 umgebaut und modernisiert. 1966 folgte ein Zubau, doch im Zuge der Krise des Konsum Österreich wurde das Warenhaus an die BAWAG verkauft, 1998 wurde es, nach neuerlichen Rückschlägen, als Eurocenter wiedereröffnet, 2003 neuerlicher eine Wiedereröffnung unter dem Namen LaStafa; 1004 wurde das Gebäude an einen deutschen Immobilienfonds der Sparkassengruppe (Westinvest) verkauft. Mariahilfer Zentralpalast, errichtet vom Architekten Jakob Wohlschläger (* 1869, Stockerau-1934, Wien), dem Gründer de der Firma "Wiener Warenmuster- und Kollektivkaufhaus Jakob Wohlschläger"; Wohlschläger war christlichsozialer Politiker und zeitweilig Mitglied des Wiener Gemeinderats; 1908 wurde er kaiserlicher Rat; Konstruktion in Eisenbeton zeichnete der Bauingenieur Johann Walland verantwortlich LaStafa, architektonisches Konzept von Delta Projektconsult Quellen Anton Holzer: Mariahilfer Zentralpalast. In: Wiener Zeitung extra, undat. [2010], S. 11 (schwarz & weiß) Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989. Andreas Lehne, Gerhard Meißl, Edith Hann: Wiener Warenhäuser 1865-1914. Wien: Deuticke 1990. Wikipedia [letzter Abruf 02.01.2011] |