|
Das (Neue) Wiener Stadtheater wurde in den Jahren 1912/13 nach den Plänen des aus Budapest stammenden deutschen Theaterarchitekten Oskar Kaufmann auf dem Areal der ehemaligen Paarschen Reitschule erbaut, in der sich um die Jahrhundertwende die Eisenmöbelfabrik Kitschelt befand. 1914 wurde das Theater unter der Direktion von Josef Jarno eröffnet. Jarno wollte an diesem Theater hoch wertige moderne Dramatik zeigen und engagierte an seinem neuen Haus - er leitete zu dieser Zeit das nahe gelegene Theater in der Josefstadt, u. a. Rudolf Beer (1888-1938), der auch an der Josefstadt tätig war und neben Jarno und vor allem Max Reinhardt, der das Theater in der Josefstadt 1924 übernahm, zu den wichtigsten Theatermänner jener Jahre zählte (Beer übernahm 1924-1923 das Volkstheater, ging dann für ein Jahr nach Berlin und kam 1933 zurück, um in den folgenden Jahren das Theater in der Scala zu leiten; 1938 beging Beer nach schweren Misshandlungen durch die Nationalsozialisten Selbstmord). Doch das Ende der Monarchie und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachten dem qualitätvollen Theater kein Glück. Nach Kriegsende wurde das Gebäude von durch Hermann Helmer umgebaut und von nun an an diesem Haus vor allem Operetten und Revuen gezeigt. Nach dem 2. Weltkrieg diente das Theater für einige Zeit unter dem Namen Rextheater der amerikanischen Besatzungsmacht. Intendant war ab 1945 Rudolf Österreich, ab 1947 Karl Loubé. In der Direktion Österreich spielte man hier v. a. Operetten, u. a. Der Zarewitsch mit Johannes Heesters und Gruß und Kuß aus der Wachau mit Fritz Immhoff, Heinz Conrads, Friedl Loor und Fritz Muliar sowie Singspiele und Matinées. Kapellmeister Prof. Karl Loube betreute mit seinem Orchester den musikalischen Rahmen und übernahm später auch die Direktion des Hauses. 1949 fand hier in der Regie Hubert Marischkas die Uraufführung der Robert Stolz-Operette Frühling im Prater mit Heinz Conrads und Peter Alexander statt. Im Zuge der Wiener Theaterkrise ab dem Jahr 1950 wurde stand das Haus immer wieder vor dem Aus. Versuche, dem Theater neue Impulse zu geben, scheiterten. Und in den folgenden Jahren diente es vor allem als Drehort für Fernsehaufzeichnungen des Österreichischen Rundfunks. 1960/61 wurde das Stadttheater endgültig Opfer des sog. "Wiener Theatersterbens", dem u. a. auch das Wiener Bürgertheater und die Scala (das ehemalige Johann-Strauß-Theater, Wien IV) zum Opfer fielen. An seiner Stelle wurde unter Architekt Georg Lippert das "Haus des Buches" errichtet - die spätere Zentral der Städtischen Büchereien der Stadt Wien. Heute steht das Gebäude leer, nachdem die Wiener Hauptbibliothek an den Neubaugürtel gezogen ist. Texte - < zurück |