< zurück ![]() --- Das Flieger Kino entstand durch den Umbau der ehemaligen Dietrichsteinschen Reitschule. In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts wuchs seine Popularität vor allem auch durch die Eröffnung eines angeschlossenen Freiluftkinos im dahinter gelegenen Clam-Gallas-Park. Ím März 1938 war das Flieger Kino in Besitz von Josefine Körner. Diese musste aufgrund ihrer jüdischen Herkunft das Kino nach dem „Anschluss“ an die beiden „Ariseure“ Robert Jandl und Rudolf Eder abgeben, wobei einer der beiden als ehemaliger Offizier und „100-prozentigem Invalide“ ausgewiesen wurde. Nach Kriegsende stellte Josefine Körner, der gemeinsam mit Walter Körner die Flucht nach Vancouver, Kanada, gelungen war, über ihren Anwalt sowie die von ihr bestellte Bevollmächtigte Hedda Rattner einen Antrag auf Rückstellung ihres Betriebes und zeitgleich die Bestellung eines öffentlichen Verwalters bis zum Rückstellungsentscheid. Gegen diesen Antrag stellte sich Rudolf Eder, doch wurde er mit 12. Mai 1947 zugunsten der einstigen Besitzerin entschieden und Herzstark zum öffentlichen Verwalter berufen. In der Begründung hieß es dazu u. a.: „Das Ermittlungsverfahren hat ergeben, dass die Flieger-Lichtspiele vor dem Jahr 1938 Eigentum der Firma Fliegerkino Kommanditgesellschaft Körner & Co. war. Das genannte Unternehmen wurde im Jahre 1938 im Zuge der Arisierung liquidiert. Das gesamte Eigentum ging auf die Firma Fliegerlichtspiele Jandl & Eder über. Das Vermögen unterliegt daher der Vermögens-Entziehungs-Anmeldungsverordnung. Gefahr der Vermögensverschleppung ist mit Rücksicht auf den bevorstehenden Rückstellungsprozess gegeben. Ferner wird festgestellt, dass der 80%ige Teilhaber zurzeit noch kriegsgefangen und somit unbekannten Aufenthaltes ist. Öffentliches Interesse an der Weiterführung und Erhaltung und Sicherstellung des Unternehmens ist mit Rücksicht auf die geltend gemachten Restitutions-Ansprüche gegeben.“ In den folgenden Monaten kam es zu Verhandlungen sowohl in Hinblick auf den 20-prozentigen Anteil Eders wie den 80-prozentigen Anteil Jandls. Im Falle des Ersteren wurde schließlich doch zu dessen Gunsten entschieden. Am 17. Jänner 1948 kam es daher zur Abberufung Herzstarks für den 20-prozentigen Anteil Rudolf Eders. Eders Argumentation ging dahingehend, dass er bereits lange vor dem „Anschluss“ Konzessionär des Kinos gewesen sei und dementsprechend in seinen Augen wohl keine „Arisierung“ stattgefunden hatte. In der Begründung des Bundesministeriums für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, Zl. 102.266-6/47 von 17. Jänner 1948 hieß es abschließend dazu: „Das Ermittlungsverfahren hat ergeben, daß Rudolf Eder bis zum Jahre 1938 an der Fa. Flieger-Kino K. G. Körner am Gewinn beteiligt war. Nach dem Jahr 1938 wurde das Unternehmen vom Teilhaber Jandl arisiert, wobei die bisherige Umsatzbeteiligung Eders in eine Beteiligung am Unternehmen umgewandelt wurde. Wenn auch Eder hinsichtlich dieses Anteils zweifellos zur Anmeldung im Sinne der Vermögensentziehungs-Anmeldeverordnung verpflichtet ist, kann nach der Sachlage des Falles keinesfalls die Gefahr der Vermögensverschleppung angenommen werden. […].“ Am 9. April 1948 kam es zwischen Josefine Körner, vertreten durch ihre Anwalt Dr. Otto Reimer, und Robert Jandl, vertreten durch dessen Frau Margarethe Jandl, vor der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen zu einem Vergleich, im Zuge dessen der 80-prozentige Anteil Körners an diesen rückgestellt wurde. Herzstark wurde daraufhin auch für diesen Anteil als öffentlicher Verwalter abberufen. In der Begründung von 21. Mai 1948 hieß es dazu: „Robert Jandl, vertreten durch seine Gattin Margarethe Jandl, hat am 9. April 1948 mit Josefine Körner, vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Otto Reimer, unter Zl. 52 RK 218/47 vor der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen im Vergleichswege seinen Geschäftsanteil am obigen Unternehmen an Josefine Körner zurückgestellt. Somit war die öffentliche Verwaltung aufzuheben.“ Mit Mai 1948 war das Kino zu einem Teil an die emigrierte Josefine Körner rückgestellt worden, 20 Prozent des Betriebes gelangten jedoch erneut in die Hände des einstigen „Ariseurs“ Eder. 1947 übernahm die Sascha Filmproduktion die Leitung des Flieger Kinos. 1971 wurde das Kino umgebaut und dem Lycée français de Vienne als Studio Molière angegliedert wurde. In dieser Form diente es jahrelang als Theateraufführungen und andere Veranstaltungen. Nach einiger Zeit des Leerstands wurde es zuletzt als LE STUDIO Film und Bühne mit einem gemischten Programm aus Theater, Performance und Film geführt, um so auch auf die Geschichte des Ortes hinzuweisen. Foto: Angela Heide, 2007 < zurück |